Teilprojekt 3: Chancengerechte Teilhabe an öffentlich geförderten Theatern – Theater Governance und Audience Development-Strategien in Deutschland, Frankreich und England
Universität Hildesheim
Institut für Kulturpolitik
Leitung: Prof. Dr. Birgit Mandel
Mitarbeit: Maria Nesemann, M.A.
Hilfskraft: Vera Glaser
Das vorangegangene Teilprojekt des Instituts für Kulturpolitik der Universität Hildesheim in der Forschungsgruppe befasste sich mit den Anpassungs- und Innovationsstrategien von öffentlich geförderten Theatern in Deutschland im Zusammenhang mit dem Strukturwandel der Kulturnachfrage. Die Fragestellung des nun daran anschließenden Folgeprojekts knüpft daran an, ist jedoch thematisch enger fokussiert und erweitert zugleich die Perspektive durch einen internationalen Vergleich. Untersucht werden soll, inwieweit und mit welchen Strategien öffentlich getragene Theater in Deutschland, Frankreich und England durch die pro-aktive Gewinnung bislang unterrepräsentierter Bevölkerungsgruppen versuchen, den Risiken einer De-Legitimation öffentlicher Förderung aufgrund von nachlassenden Besucherzahlen und eines sozial ungleich verteilten Zugangs entgegenzuwirken. Unter Teilhabe wird hier eine chancengerechte Ermöglichung von Theaterbesuchen mit Abbau institutioneller und persönlicher Barrieren als Aufgabe sowohl von Kulturpolitik als auch von öffentlich geförderten Kulturorganisationen verstanden.
Ausgangshypothese ist, dass die jeweiligen Regime von Theater Governance eine prägende Wirkung auf die Audience Development-Strategien der Theater entfalten. Um dieser Hypothese nachgehen zu können, ist die Studie als Vergleich von möglichst unterschiedlichen Governance-Regimen angelegt: Im markt-liberal orientierten Governance-Regime von England ist eine begrenzte öffentliche Förderung von Theatern in der Regel direkt an die Gewinnung unterrepräsentierter Zielgruppen gebunden. Im etatistisch ausgerichteten Regime von Theater Governance in Frankreich bildet die in der Verfassung verankerte Norm einer Démocratisation de la Culture ein zentrales Ziel der öffentlichen Förderung von Theatern. In dem von Dezentralität und staatlicher Zurückhaltung geprägten Governance-Regime in Deutschland überlassen die Kommunen und Bundesländer den von ihnen geförderten Stadt- und Staatstheatern in der Regel einen weitreichenden Entscheidungsspielraum bei der Gestaltung ihrer Publikumsstrategien.